Morgens, wenn der Tag noch still ist und die Welt langsam erwacht, beginnt mein Alltag. Ich mache Frühstück – für Kinder, Mann und Katzen. Es ist ein Moment zwischen Fürsorge und Routine, zwischen Milchkaffee und Müslischüssel, in dem meine Gedanken bereits bei meinen Geschichten sind. Noch beim Frühstück diskutieren wir oft über die Figuren, die Abenteuer und Hindernisse in der Geschichte.

Sobald alle versorgt sind und das Haus wieder still wird, beginnt mein eigentlicher Arbeitstag. Ich setze mich an den PC. Noch liegt die Geschichte brach – ein weißes Blatt (eher ein leere Bildschirm), das darauf wartet, gefüllt zu werden. Ich recherchiere, verwerfe, lasse mich treiben. Die Figuren flüstern, zögern, diskutieren in meinem Kopf. Und irgendwann – meist leise, nie geplant – beginnen sie zu leben. Dann schreibe ich. Ganz ärgerlich ist es, wenn die Figuren plötzlich was ganz anderes machen, als ich wollte. Nie konnte ich verstehen, wenn das andere Autoren sagen, doch jetzt passiert es mir immer öfter.

Zur Mittagszeit wird die Realität wieder lauter. Ich koche, lache mit den Kindern, beantworte Fragen, höre mir Geschichten vom Tag an. Beim anschliessenden Familienkuscheln schmiegen sich die Katzen dazu, als wüssten sie genau, dass auch sie Teil meines Kosmos sind.

Der Nachmittag gehört der Familie. Wir kuscheln, spielen gemeinsam, manchmal bin ich einfach nur Beobachterin. Das echte Leben liefert die besten Impulse. Nach dem Kaffee folgt entweder ein weiterer Schreibblock – oder Zeit mit den Kindern, je nachdem, wie laut das Leben ruft.

Am Abend, nach dem Essen, spreche ich mit meinem Mann. Über Alltag, über Ideen. Und oft über das, was in meinen Geschichten passiert. Er stellt Fragen, die mich zwingen, tiefer zu denken. Er ist Kritiker und Mitreisender zugleich.

So vergeht ein Tag. Ein Leben zwischen Worten und Wirklichkeit, zwischen Familie und Fantasie. Nicht immer leise. Aber voller Geschichten.

geschrieben von der Gräfin